EIN LIED FÜR ARGYRIS

DOKUMENTARFILM VON STEFAN HAUPT

8.6.2017

20 UHR KUNSTFORUM ESSENHEIM

„Distomo. Ein kleines Bauerndorf an der Straße von Athen nach Delphi. Hier überlebt der kleine Argyris Sfountouris, noch keine vier Jahre alt, am 10. Juni 1944 ein brutales Massaker der deutschen Besatzungsmacht: eine so genannte ‚Sühnemaßnahme‘ einer SS-Division als Reaktion auf einen Partisanenangriff in der Gegend.

Innerhalb von weniger als zwei Stunden werden 218 Dorfbewohner umgebracht – Frauen, Männer, Greise, Kleinkinder und Säuglinge. Argyris verliert seine Eltern und 30 weitere Familienangehörige.

Mehrere Jahre verbringt er in Waisenhäusern, bis er in die Schweiz ins Kinderdorf Pestalozzi nach Trogen kommt. Später promoviert er in Mathematik und Astrophysik, unterrichtet an Zürcher Gymnasien, übersetzt griechische Dichter ins Deutsche (u.a. Kazantzakis). Während der Militärdiktatur gibt er die Kulturzeitschrift PROPYLÄA heraus als Möglichkeit für die Wiederherstellung der Demokratie. Mit 40 Jahren entscheidet er sich, in der Entwicklungshilfe tätig zu werden und verbringt mehrere Jahre in Somalia, Nepal und Indonesien.

Anlässlich des 50. Jahrestages des Massakers von Distomo organisiert Argyris Sfountouris eine ‚Tagung für den Frieden‘. Viele Gäste aus mehreren Ländern nehmen teil. Eine herbe Enttäuschung ist für ihn, dass kein deutscher Politiker anwesend ist, auch nicht der deutsche Botschafter in Athen. Auf seine Anfrage zum Anspruch auf Entschädigung von Kriegsfolgeschäden erhält er 1995 die Antwort, dass das Massaker als eine ‚Maßnahme im Rahmen der Kriegsführung‘ zu werten sei und somit kein Anspruch auf Entschädigung bestehe. Viele Aktivitäten, Klagen, Gerichtstermine machen ihn und andere Leidtragende ein weiteres Mal zum ohnmächtigen Opfer.

EIN LIED FÜR ARGYRIS ist ein intimer, reflektierender Film über den Umgang mit persönlicher Trauer – und über den Umgang mit historischer Schuld.“

(zitiert aus dem Presseheft der Edition Salzgeber)

Der Autor Stefan Haupt sagt über Argyris: Seine Sensibilität, sein wacher Geist, seine Universalität und sein heiteres Wesen, das in krassem Gegensatz zu seiner Lebensgeschichte steht, haben mich nicht mehr losgelassen.

In Deutschland fand die Filmpremiere von EIN LIED FÜR ARGYRIS  am 17. Mai 2007 statt.

Sieben Jahre später, am 7.3.2014, spricht Bundespräsident Joachim Gauck anlässlich einer Kranzniederlegung in Lingiades, wo ebenfalls ein Massaker durch die deutsche Wehrmacht stattgefunden hat, die Worte, auf die Millionen Griechen seit Jahrzehnten gewartet haben: „… Mit Scham und Schmerz bitte ich im Namen Deutschlands die Familien der Ermordeten um Verzeihung.“

Der Autor, Regisseur und Produzent Stefan Haupt wurde in Zürich geboren. Seit 1989 arbeitet er als freischaffender Filmemacher. International bekannt wurde er u.a. durch seine Filme „Utopia Blues“ und „Elisabeth Kübler-Ross – Dem Tod ins Gesicht sehen“.

 

Nach der Vorführung gibt es ein Filmgespräch mit dem Autor.

Der Eintritt ist frei.

Alle Bilder : Copyright ‚Edition  Salzgeber‘