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Vernissage: diesmal am Mittwoch, 30. April 2025, 19:30 Uhr
Einführung: Eva Appel im Gespräch mit den Künstlerinnen
Musik: Almut (Trompete) und Markus (Keyboard) von TAGaktiv
Weinsponsor: Weingut Wagner
Öffnungszeiten der Ausstellung bis 25. Mai:
SA 14.00–18.00 Uhr | SO 11.00–17.00 Uhr
Zwei Künstlerinnen: Die eine malt nach der Natur, was sie sieht. Die andere interpretiert in Plastiken das nicht Sichtbare im Menschen.
PETRA BALBACH versteht sich als Pleinair-Malerin. Rasch muss sie malen, sich auf das Wesentliche konzentrieren. Für Korrekturen bleibt kaum Zeit. Denn nach spätestens drei Stunden ist das Licht ein ganz anderes. Wir sehen Momentaufnahmen in Acryl. Bei jedem neuen Farbauftrag mit dem Pinsel darf die zuvor verwendete Farbe mitmischen. Jeder neue Farbton enthält Spuren des vorigen. Feste Grenzen lösen sich auf, alle Einzelheiten vereinigen sich zu einem lebendigen, atmenden Ganzen. Für Petra Balbach ist alles in der Welt miteinander verbunden.
Ihre Motive findet sie in ihrer rheinhessischen Heimat und in ihren Heimaten Bretagne und Indien. Wir spüren ihre Neugier, ihre Dankbarkeit für das Geschenk der Schöpfung, für ihr Augenglück, wenn sie draußen ist und malt.
Bei allem ausgestrahlten Optimismus haben es ihr nicht nur die Sonnenseiten angetan. Auch Vergänglichkeit und Tod erscheinen ihr malenswert. Das zeigt der Zyklus der abgestürzten Vögel. Deren luftige Federpracht ein letztes Mal aufleuchten zu lassen wie in einem Trauer-Ritual – ist das nicht ein kleiner Sieg der Kunst über die Vergänglichkeit?
Petra Balbach fügt ihren Arbeiten gern eine zweite Ebene hinzu, malt sozusagen „Natur plus“. In ihren Holzschnitten konfrontiert sie gern kühne Farben miteinander. Die Naturtreue wird überlagert, das Blind Date der Farben lässt die Realität hinter sich. Und in ihre Acryl-Gemälde klebt sie Zeitungszeilen und -bilder aus der Tagespresse hinein, Anspielungen auf das Zeitgeschehen. Auch beim Malen dreht die Welt sich ja weiter.
Ein unaufdringliches Angebot an uns, Gedankenfäden zu spinnen, ins Bild-Motiv getupft wie mit einem Lächeln.
SUSAN GEEL erschafft Plastiken aus Ton, dem archaischsten aller Materialien. Die Zutaten: Lehm, Wasser, Luft und Hitze beim Brennen.
Eine eigene Werkgruppe bilden die zartfarbigen Büsten Über Kopf. Der Blick erscheint wie nach innen gerichtet. An den Köpfen haften rätselhafte Objekte. Was nimmt da Gestalt an? Assoziieren ist ausdrücklich erwünscht. Bei ihren Arbeiten Raumwelten geht es um eine Reise in das innere Erleben des Menschen. Dessen Eigenständigkeit machen die Tonfiguren sichtbar, mit Verstrebungen, wabenartigen Kammern und einer kräftigen Farbe.
Ihre kleinen und großen Menschengestalten nennt die Künstlerin mutare, lateinisch für „(sich) wandeln“. Menschliche Figuren dehnen, drehen und strecken ihre schlanken Oberkörper und Arme in den Raum hinein. Wir fühlen uns gemeint, angesprochen. Oben Körperspannung, unten eine stabile Basis.
Die Ganzkörper-Plastiken stehen der Statik wegen auf mehr als zwei Beinen. Die großen sind sichtbar aus mehreren Bauteilen zusammengesteckt. Mit einem Schlagholz reißt Susan Geel Kanten, Nischen und Höhlungen in die Oberfläche. Das Grobe und Zerklüftete trennt nicht scharf zwischen Innen und Außen. Volumen und Luft ringen miteinander um Raum. Einmal ragt Masse über die Figur hinaus, verleibt sich Raum ein, ein anderes Mal zieht sie sich zurück. Eine dramatische Kommunikation, aus jedem Blickwinkel anders.
Das Projekt Salweide, eine Installation, konfrontiert uns mit Motten, Schwärmern und Spannern. Die Künstlerin ist fasziniert von deren Symbiose mit der Salweide. Die Insekten bestäuben sie, ernähren sich von ihr und nutzen sie als Unterschlupf und Liebeslaube – eine stabile Lebensgemeinschaft im Kleinen. Die Menschen sind in ihrer Lebensgemeinschaft auf der Erde instabil. Die Tiere sind zu Riesinnen mutiert. Werden auch wir irgendwann mutieren? Von Zweibeinern zu Mehrbeinern? Mit Objekten an unseren Köpfen?
Susan Geels Plastiken haben Geheimnisse, lösen Gedanken aus über unsere ferne Zukunft.
Kuratorinnen: Eva Appel und Carmen Stahlschmidt
© Fotos: Petra Balbach | Susan Geel, Bernd Perlbach