ES SOLLEN ROTE TULPEN BLÜHEN

INGEBORG JACOBS, HARTMUT SEIFERT

07.10.2010

KUNSTFORUM ESSENHEIM

Am Südostrand des Urals, dort, wo Europa an Asien grenzt, liegt Karabasch,der „schwarze Fleck unseres Planeten“, eine der ökologisch verschmutztesten Städte der Welt.

Das Wohl und Wehe der 17.000 Menschen, die hier leben ist untrennbar verknüpft mit dem riesigen Kupferschmelzwerk, dessen alles überragenden Schlote von weit her sichtbar sind. Trotz der katastrophalen Umweltverschmutzung durch das Werk gehen die Menschen hier nicht weg –oder können nicht weg. Andernorts wartet niemand auf sie. Und  Karabasch bietet Arbeit, Karabasch ist ihre Heimat. Eine Heimat, die dem friedlich zusammen lebenden Völkergemisch aus Russen, Baschkiren, Tartaren, Osseten, Tschetschenen und anderen Sowjetvölkern eine Zukunft verspricht, denn unter ihren Füßen liegen große Schätze von Kupfer, Gold, Silber, Platin und anderen Edelmetallen.

Deshalb bleiben die Menschen hier, auch wenn viele erkranken, viele früh sterben. Alle leiden unter den beißenden Nebeln aus Schwefelgasen und weißem Zinkstaub, den die Kupferhütte nahezu ungefiltert Tag für Tag in die Luft bläst. Eine Umweltbelastung, die bereits im Hochsommer die Blätter von den Bäumen fallen lässt. Und im Winter fällt schwarzer Schnee.
Trotzdem haben die Menschen nicht ihre Hoffnung aufgegeben, dass auf dem „schwarzen Berg“, das heißt Karabasch übersetzt, dereinst im Frühling wieder wilde rote Tulpen blühen werden, wie zu Zeiten der ganz Alten, die schwärmerisch davon erzählen.
Ingeborg Jacobs und Hartmut Seifert schaffen in diesem Film eine wunderbare Nähe zu den Menschen am Ural mit Filmbildern von atemberaubender Intensität.