TANDEM

Jáchym Fleig | Schönberg

Nina Stoelting | Wiesbaden

3. bis 26. November 2023

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Öffnungszeiten zwischen dem 4. und 26. November:
DO 18.00–20.00 Uhr  |  SA 14.00–18.00 Uhr | SO 11.00–17.00 Uhr


Gegensätzlicher könnten ihre Werke kaum sein: JÁCHYM FLEIGS große, sperrige skulpturale Installationen treffen mit NINA STOELTINGS filigranen, tanzenden Tuschezeichnungen zusammen. Dennoch haben ihre Arbeiten auch etwas gemeinsam: Sie besitzen eine kraftvolle Präsenz – und Interpretationen drängen sich förmlich auf.

JÁCHYM FLEIG arbeitet mit alltäglichen Baustoffen wie MDF-Platten, Kartonagen, Gips und Polyurethan-Schaum, die er mit dienenden Gegenständen, z. B. mit einem Rollwagen, kombiniert. Über seine künstlerische Position sagt er: 

„In meinen Arbeiten zeigt sich die Kunst von ihrer besitzergreifenden und unheimlichen Seite. Manche meiner skulpturalen Installationen erwecken die Vorstellung einer Besiedelung des Raums durch riesenhafte Insekten. Die scheinbare Naturnähe (Wespennester und andere Tierbauten) folgt aber dem strategischen Kalkül künstlerischer Setzung. Natur kann wie Kunst aussehen, wie auch umgekehrt. Mit Naturalismus hat das wiederum wenig zu tun. 

Die abstrakt-formalen Qualitäten der plastischen Gebilde erfüllen sich in der Verbindung mit Vorhandenem: Raum oder Ding. Die Installationen wirken schlüssig, als hätte das befallene Gebäude oder Objekt (der Wirt) selbst das wuchernde, wesenhafte Geschehen ausgebrütet. Auf diese Weise lustvoll einnehmend und mit ernstem Humor, besetzen meine Installationen die ‚Wirklichkeit‘.“

NINA STOELTING zeigt Werke aus dem Zyklus Capriccio, der am besten knapp als visualisierte Musik beschrieben wird (Hör-Beispiel). Es sind Tusche-Arbeiten, die alle Musikstücke als Titel tragen. Die Bilder entstehen im Moment des Hörens ausgewählter klassischer Musik. Außergewöhnlich Nina Stoeltings Malwerkzeuge: Ihre Pinsel sind sorgfältig ausgesuchte Pflanzenteile: Blätter, Holzstücke, Blütenstände. Damit schwingt sie über das Papier – die Bewegung eines Taktstocks, eines Geigenbogens oder einer Tänzerin assoziierend. Es entstehen Strukturen und Farbklänge, die sich – im Laufe des vielfach wiederholten Hörens – überlagern und verdichten. Klangräume werden zu Bildräumen. Dies alles geschieht gestisch und subjektiv. Dem vorgeschaltet sind reifliche Überlegung und Vorbereitung. 

Nina Stoelting geht es um eine spielerische Umsetzung der musikalischen Idee in eine bildnerische. Einen Anspruch auf musikwissenschaftliche Bedeutung gibt es dabei nicht. Die Fantasie steht im Mittelpunkt. Ihre Werke sind ihr persönlicher Ausdruck und jedes erzählt seine eigene Geschichte. Ein Angebot an die Betrachter*innen, darin zu lesen, sie zu interpretieren und Musik zu assoziieren. 

Ausführliche Erläuterungen zum Zyklus Capriccio
Video über Capriccio


Eröffnung der Ausstellung: 3. November, 20:00 Uhr
Musik:  Johanna Melchiori spielt klassische Musikstücke auf der Violine
Sponsor: Weingut Wagner

Kurator*innen-Team: Eva Appel I Susan GeeI I Helmut Schneider


Über Jáchym Fleig

1970 in Villingen-Schwenningen geboren, lebt und arbeitet in Schönberg bei Trier. 

Ausbildung 1995–2003 
 - Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Klasse Micha Ullman 
- Hochschule für bildende Künste Dresden, Klasse Eberhard Bosslet – Meisterschüler 
- Slade School of Fine Art / Royal College of Art, London

Übersicht (PDF) über sein Schaffen mit einer Liste der Einzel- und Gruppenausstellungen, über Preise und Stipendien, Messebeteiligungen, Kunst am Bau sowie Werke in öffentlichen Sammlungen 

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Fotonachweis: Arbeiten von Jáchym Fleig
Eva Müller (Doppelaggregat), Martina Pipprich (Reformat), Jürgen Spiler (Präparat)
 


Über Nina Stoelting

Seit Jahrzehnten sind Strukturen – meist in der Natur – das zentrale Thema der Bilder Nina Stoeltings. Ihr Werk ist in großen Zyklen aufgebaut, an denen sie teilweise viele Jahre arbeitet. Aus ihrer Biographie heraus sucht die promovierte Künstlerin dabei immer den kulturhistorischen Hintergrund, ehe sie sich der eigentlichen Malerei widmet. Waren es anfangs Themen zur Kulturlandschaft, führte sie die Darstellung des Windes (Die Partitur des Windes) schließlich zu ihrer seit 2021 aktuellen Werkgruppe Capriccio.

Nina Stoelting arbeitet immer mit authentischen Naturmaterialien: Steinen, Sand, Boden als „Farbe“ oder Zweigen und Halmen als „Pinsel“. Diese Wahl ist stets bildnerisch und thematisch bedingt. Gleichzeitig ist die Verwendung dieser natürlichen, archaischen Mittel ein bewusster Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Ihre Werke und Zyklen werden seit Jahrzehnten im In- und Ausland erfolgreich ausgestellt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Nina Stoelting lebt und arbeitet – unterbrochen von längeren Artist-in-Residence-Aufenthalten – in Wiesbaden.

 Infos über Nina Stoeltings akademischen Werdegang, eine Auswahlliste der Einzel- und Gruppenausstellungen sowie von Auszeichnungen und Werken im öffentlichen Raum 

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